Seit nunmehr 10 Jahren beschäftige ich mich mit der Taubenzucht und schon fast so lange bevölkern die dänischen Tümmler in schwarzgeelstert meine Taubenschläge. Seit Anfang an sind die Schwarzgeelsterten mein Hauptfarbenschlag dieser Raße geblieben, obwohl einige andere Raßen und Farbenschläge kamen und gingen. Ganz zufällig kam ich zu dieser Raße, denn meine ersten Tauben im Schlag waren Kupfergimpel. Ich nahm Kontakt zu unserem örtlichen Kleintierzüchterverein, dem KLZV Gerstetten Z54 auf und lernte kurz darauf Reiner Reichhardt kennen. Nach einigere Zeit und steigendem Intereße an den Tauben, die Reiner damals züchtete, (natürlich Dänen) entschied ich mich, auch nach starker überredenskunst von Reiner, es mit den dänischen Tümmlern zu versuchen. Im Juni 1997 erhielt ich von Reiner seine zwei alten Zuchtpaare und die im Jahr 1997 nachgezogenen Jungtiere des Farbenschlages schwarzgeelstert als Start meiner Dänenzucht.
Einen Monat später, war ich auf der Sommertagung des Sondervereins der Züchter dänischer Taubenraßen in Verden, bei unserem viel zu früh verstorbenen Mitglied Klaus Schmidt dabei. Diesem trat ich natürlich auch bei und bin seither aktives Mitglied im Sonderverein.
Meine anfänglichen Zuchttauben waren sehr substanzvoll in den Köpfen und hatten auch entsprechende Gesichts- und Schnabellänge. Betrachte ich meinen heutigen Zuchtstand und vergleiche mit den schwarzen Elstern von damals, dann hätten sie damals etwas edler in der Figur, mit beßerer Proportionierung von Bein- und Halslänge, abgestimmtere Hinterpartie und beßere abfallendere Haltung haben müßen. Wenn man solche Vergleiche anstellt und den Zuchtstand von mehreren Jahren oder sogar unter Farbenschlägen einer Raße vergleicht, darf man nicht vergeßen, es sind Erkenntniße die man als Züchter erlangt und diese als Verbeßerung der Raßemerkmale in der Zucht umzusetzen ist sehr schwer. Oft ist es die richtungsweisende Bewertung durch die Sonderrichter auf ß oder Hß, die diese Zuchtrichtung des Sondervereins den Züchtern aufzeigt.
Als großes Problem in meiner Zucht erwies sich die geforderte, abfallende Haltung. Diese zu verbeßern schien mit den eigenen Zuchttieren unrealisierbar, da sich fast kein Tier mit einer schönen, konstanten abfallenden Haltung in meinem Bestand befand. Alle Jungtiere stammten von zwei sehr kräftigen, originalen Dänemark-Täubinnen ab, die schöne Kopfpunkte, aber keine abfallende Haltung hatten und diese Merkmale auch sehr gut vererbt hatten. Nach zwei Jahren Zucht ohne sichtbare Verbeßerung in der Haltung mußte eine andere Lösung her. Da sich zu diesem Zeitpunkt nur zwei Züchter in Deutschland intensiv mit der Zucht der schwarzen Elstern beschäftigten, erwiesen sich die Elstern von Karl-Heinz Reibert als am geeignetsten für mein Ziel, die Haltung, zu verbeßern. Wir konnten uns gegenseitig mit dem Austausch von Zuchttieren helfen, denn ich benötigte die abfallenden Haltung und Karl-Heinz die in meiner Zucht gefestigte Gesichtslänge. Da es allgemein ein Problem ist, eine Täubin mit prima abfallender Haltung zu züchten, erhielt ich einen Täuber mit wirklich guter Haltung und guten Kopfpunkten bzgl. Profillinie, Keilfülle und Schnabelsubstanz. Leider war der Täuber nicht so langgesichtig wie meine restlichen Zuchttauben. Dies erwies sich als nächste Zuchtschwierigkeit, die gewünschte Vorkopflänge nicht zu verlieren. Bei der ersten Nachzucht war schon eine starke Verbeßerung in der Haltung, zumindest bei den Täubern, zu verzeichnen, aber auch der befürchtete Rückschritt in der Gesichtslänge. Nach weiteren Verpaarungen mit neuen Zuchttauben aus der Zucht von Karl-Heinz Reibert und mit Originaltieren aus Dänemark konnte ich die für den dänischen Tümmler so notwendige abfallende Haltung festigen. Ich mußte immer wieder Kompromiße bzgl. Gesichtslänge in der Verpaarung eingehen, aber nach ca. 5 Jahren haben sich beide Raßemerkmale in meiner Zucht gut gefestigt.
Ein weiteres unerwünschtes Merkmal schlich sich in die Zucht der schwarzen Elstern ein. Durch die Versteifung auf die Verbeßerung der Haltung und der Kopfpunkte, wurden andere Merkmale nicht als entscheidend gewertet, und konnten sich vermehrt in meiner Zucht ausbreiten. Die angelaufenen Unterschnäbel (Stipp) bei meinen Elstern hatte teilweise Dimensionen angenommen, daß ca. 20-30% der Nachzucht mit diesem Merkmal behaftet waren. Nach anfänglicher, zögernder Selektion konnte keine wesentlich Verbeßerung festgestellt werden. Nur ein radikaler Schnitt bei der Auswahl der Zuchttiere konnte den erhofften Erfolg in den Folgejahren aufzeigen. Leider habe ich auch die Erkenntnis erlangt, daß diese Tiere zwar eine reine Unterschnabelfarbe aufweisen, aber gleichzeitig andere unerwünschte Eigenschaften verkörpern. So habe ich feststellen müßen, daß faßt alle Tiere, die eine reine Schnabelfarbe aufweisen, auch sehr viel an der Intensität der Augenrandfarbe eingebüßt haben. Ich kann nicht sagen, daß Sie blaß wirken, aber die richtig intensive kirschrote-, fast schon bläulich wirkende Augenrandfarbe haben sie verloren. Diesen Verlust zeigt auch die hellere Lauffarbe auf. Ein weiterer negativer Aspekt in meiner Zucht ist die Feststellung, daß vermutlich gerade zur Verbeßerung der Schnabelfarbe oder anderer Eigenschaften andere Farbenschläge (rote Elstern) eingekreuzt wurden. Im Zusammenhang mit der Selektion und Verpaarung zur Verbeßerung der Schnabelfarbe hat sich der Anteil der Fehlfarben ( rote Elstern ) auf ein alarmierendes Niveau von teilweise 80% pro Gelege gesteigert. Natürlich war nicht nur der reine Schnabel der außchlaggebende Punkt für die Entscheidung, eine Taube in die Zucht einzustellen, sondern viele andere Merkmale auch, die vermutlich in einem gewißen Zusammenhang hierzu stehen. Meine Erfahrung in der Zucht der Elstern zeigt mir auf, daß Tiere die einen wirklich hellen, reinen Schnabel, auch Oberschnabel aufweisen, ein viel reineres Perlauge haben. Diese Tiere zeigen schon im Nest, eigentlich schon beim Schlüpfen, welche Eigenschaften sie später vorweisen. Tiere mit schwarzem Ring um die Schnabelspitze werden später auch schwarz befiedert sein. Diese Tauben haben später auch einen dunklen Oberschnabelstipp oder sogar einen Unterschnabelstipp. Dies Tiere weisen eine intensivere Augenrandfarbe auf und haben meist auch nicht daß 100%-ige klare Perlauge mit gestochener Pupille. Jungtiere, die beim Schlüpfen einen roten Ring um Unter- und Oberschnabel an der Spitze aufweisen, werden in der Regel rote Estern oder Schwarze mit der erwünschten hellen Schnabelfarbe ( auch Oberschnabel ) und einem wirklich klaße Perlauge, welches die Jungtiere bereits vor dem Absetzen in einem sehr hohen Reinheitsgrad aufweisen. Ich habe auch festgestellt, daß aus meinen außchließlich aus schwarzen Elstern (keine roten Elstern) bestehenden Zuchtpaaren, die gefallenen roten Jungtiere überwiegend viele beßere Eigenschaften wie Figur, Standhöhe Halslänge, Profillinie, Schnabelstärke verkörpern. Ich kann leider nicht sagen, aus welcher Zuchtlinie die Vererbung der roten Farbe stammt. Ich habe nur diese Erfahrung in meiner Zucht gemacht, obwohl ich in den letzen 10 Jahren noch nie eine rote Elster in die Zucht eingestellt habe.
Die Nachzucht wäre sicherlich für die Züchter von roten Elstern intereßant, aber die Erfahrung von Peter Eißler, der Jungtiere von mir in seine Zucht der roten Elstern eingestellt hatte, hat gezeigt, daß auch nach drei Jahren die unerwünschte rußige Schwanzfarbe immer noch dominierte. Dieses Jahr habe ich von der ersten Brut ein Jungtier nachgezogen, das keine rußige Schwanzfarbe aufweist, sondern nur etwas im roten Farbton aufgehellt ist. Hier muß die Mauser abgewartet werden.
Weitere Zuchtziele, die ich zur Zeit intensiv verfolge und auch entsprechend meine Zuchtpaare zusammen gestellt habe, ist die Festigung der schon recht gut vorhandenen Kopfpunkte. Die Vorkopffülle im Profil bei entsprechender Vorkopflänge stellt sich immer schwieriger dar, je länger die Gesichter werden. Auch schnüren viele Tiere hinter der Warze ein, je länger sie im Vorkopf werden. Hier habe ich sehr gute Erfahrungen mit einer, auf der letzten Europaschau 2005, gegen einen schönen Alttäuber eingetauschte Jungtäubin von Karl Knudsen aus Dänemark gemacht. Diese Täubin hatte eine gute Figur, dunklen Unterschnabel, durchschnittliche Kopfpunkte, aber mit einer enormen Keilbreite und Fülle. Die erste Nachzucht mit der Verpaarung an einen langgesichtigen Täuber war nicht so nach Wunsch. Es blieb nur eine Täubin für die Weiterzucht übrig, die zwar sehr breit im Keil und gut gefüllt, aber auch sehr kurz im Gesicht war. An diese Jungtäubin paarte ich wiederum einen meiner längsten Täuber. Daß Ergebnis in der Zucht 2006 ließ daß Züchterherz höher schlagen. 50% langgesichtige und 50% kurzgesichtige Jungtiere, die alle eine enorme Keilbreite mit entsprechender Fülle aufwiesen. Leider hatte ich nur 4 Jungtiere nachgezogen. Eine kurze, rote Elster, eine Schwarze mit dunklem Schnabel, und zwei Täuber, die ich in die Zucht eingestellt habe. Ein Jungtier wurde mit V 97 Punkte auf der Europaschau 2006 in Leipzig bewertet. Die ersten Jungtiere 2007 aus diesen Verpaarungen mit eleganten Täubinnen zeigen schon die Festigung dieser Merkmale. Verbeßerte Figuren von den Täubinnen, kräftige Schnäbel, breite Keile und gut Fülle von den Jungtäubern. Leider auch hier schon wieder 50% rote Elstern.
Eine zweite Zuchtlinie die ich mir mit dem Ziel aufgebaut habe, die Figuren und die starken Kopfpunkte zu verbeßern. Ich konnte vor drei Jahren eine reine schwarze Täubin auf der Europaschau erwerben. Diese verpaarte ich mit einer Elster. Mit stark verbeßerter Gesichtslänge und Profilzug, Halslänge, kürzere Hinterpartie und schmälere Schwänze habe ich dieses Jahr zwei Jungtiere nachgezogen. Leider auch hier beide rot. Durch solche Einkreuzungen werden viele Merkmale verbeßert leider aber auch mit dem Nachteil, daß viele Jungtiere nicht die gewünschte Elsterzeichnung haben. Aber wenn auch das äußere Zeichnungsbild gut abgegrenzt und die Elsterzeichnung vorhanden ist, sollten solche schöne Tiere, die viele verbeßerte Raßemerkmale aufweisen, nicht wegen dem wohl vermutlich für die perfekt Elsterzeichnung so notwendigen Elsterband (durchgehendes weißes Band zwischen Unterflügel und weißen Bauch- Seitengefieder) noch auf den Außtellungen abgestuft werden. Wir sollten kein ungeschriebenes Gesetz als Richtlinie für die Bewertung auf den Außtellungen bei den Elstern heranziehen. Wir haben ja auch Farbenschläge in unseren Reihen, die ohne daß Einkreuzen nicht bestehen können.
Zum Schluß möchte ich noch auf einige Erkenntniße aus meiner Zucht hinweisen und über manches Zuchtziel zum Nachdenken anregen.
In den letzten drei, vier Jahren habe ich vermehrt das Problem, daß viele Taubenküken nicht aus dem Ei rauskommen. Sie picken das Ei kpl. ringsherum an und haben dann nicht die notwendige Kraft den Deckel abzustoßen. Ich hatte schon teilweise bis zu 60% Ausfall. Wir Züchter sollten viel mehr auf Eigenschaften wie Zuchtverhalten und Schlupfraten bei den Zuchtpaaren achten, damit die Versteifung auf ein Zuchtziel nicht in einer Sackgaße endet. Ich hoffe, daß durch die Einstellung neuer Zuchttiere von anderen Züchtern die Blutlinien neu aufgefrischt werden und daß dieses Problem nicht bestehen bleibt. Ich züchte immer mit zwölf Paaren und hatte anfänglich 50-60 Jungtiere pro Jahr. Durch die beschriebenen Probleme habe ich zur Zeit nur noch 15-25 außtellungsfähige schwarze Elstern im Jahr.
Ich denke daß diese Probleme nicht bei vielen Elsterzüchtern bekannt sind. Dennoch hoffe ich daß meine Erfahrungen einigen Züchtern weiterhelfen können um viele Schwierigkeiten in der eigenen Zucht zu vermeiden. Ich wünsche allen Züchtern der dänischen Taubenraßen alles Gute und gut Zucht für das Jahr 2007.
Herman Schuller