Dänische
fahle
Stieglitze
Meine Erfahrungen mit dem
Züchten
der Rot-, Gelb- und Braunfahlen
von Andre'
Vandenabeele, Landegem/Belgien
Der Vorsitzende des SV
Dänischen Taubenrassen hat mich gebeten, meine
Erfahrungen bei dem Erzüchten neuer Farbenschläge der
Stieglitze, mit den Mitgliedern zu teilen. Das mache ich
natürlich gerne. Es macht mir auch nichts aus, meine
Geheimnisse preis zu geben, im Gegenteil: ich hoffe,
dass es ein Ansporn zum Experimentieren ist und dabei
unsere Stieglitze mit neuen Farbschlägen zu bereichern.
Oft hört man, dass es schon genug Farbschläge gibt und
dass man lieber die bestehenden Farben verbessern
sollte. Ich möchte dazu folgendes sagen:
Erstens ist es ein Hobby.
Es freut mich, neue Farben kreieren zu können. Zweitens
werden auf diese Weise neue Gene in die Rasse
eingebracht und das ist hier ein Plus, denn die Rasse
wird nur von wenigen Liebhabern gezüchtet.
Schon
seit den siebziger Jahren züchte ich Stieglitze.
Begonnen habe ich meine Zucht mit Silberstieglitzen. Auf
der Europaschau in Amsterdam sah ich zum ersten Mal
blaue, rote und gelbe Tiere, ausgestellt von dänischen
Züchtern. Ich war sofort vernarrt in die Blauen, und es
dauerte nicht lang, eh einige Paare in meinem
Taubenschlag saßen. Ganz ehrlich, ich war auch vernarrt
in die Roten und Gelben, aber sie waren damals schwierig
zu bekommen. (Eine Fahrt nach Dänemark um ein Paar
Tauben zu kaufen, fand ich damals doch zu verrückt.)
Als ich anfangs der
achtziger Jahre mit einem Freund die Nationale
Ausstellung in Dortmund besuchte, waren dort auch
Kölner Tümmler ausgestellt. Ich fand die Rot- und
Gelbfahlen schön und, weil sie (nicht wie andere rot-
und gelbfahle Tauben) dunkel gefärbte Schlagfedern
hatten, sah ich darin die Möglichkeit, um Stieglitze in
diesen Farben zu erzüchten. Normalerweise haben rot- und
gelbfahle Tauben zu helle Schlagfedern, um Fahnen- und
Perlenzeichnung deutlich genug zu zeigen.
Hier
kommt nun unser früherer Zuchtwart in die Geschichte.
Hans Röcken hatte mir früher schon einmal geholfen
Stieglitze zu finden. Jetzt bat ich ihn, mir Kölner
Tümmler zu besorgen in diesen zwei Farben. Ein Paar
gelbfahle Tauben konnte er mir besorgen. Diese Tauben
habe ich dann mit blauen Stieglitzen verpaart. Die erste
Generation der Jungen war quasi uniform, was man auch
erwarten konnte von einer F1-Generation bei zwei gut
durch gezüchteten Rassen. Alle hatten eine gelbfahle
Farbe, weil diese Farbe über Blaue dominiert. Die Farbe
der Augen war schon etwas Orange. Die Tatsache, dass die
Kölner Tümmler Perlenaugen haben, war kein Problem, weil
die orange Augenfarbe darüber dominiert. Die einzel
faktorige Anwesenheit des Faktors Toy-Stencils sorgte
für ein gelb-rostfarbiges Schild. Die stärksten und
besten vom Typ wurden aufs Neue mit blauen Stieglitzen
verpaart, um die typische Stieglitzzeichnung zu
bekommen. Weil die Täuber auch blau vererbten, wurden in
der F2-Generation auch blaue Junge geboren. Diese wurden
aber nicht behalten (auch nicht zur Zucht der Blauen),
weil sie auf der Brust eine gelbe (ockerfarbige)
Vorfarbe hatten. So habe ich noch ein Paar Jahre weiter
gezüchtet und langsam kamen sowohl die Fahnen- und
Perlenzeichnung als die typische Stieglitzzeichnung zum
Vorschein. Dadurch, dass ich immer Blaue mit Gelbfahlen
verpaarte, wurde die Farbe des Schnabels leider zu
dunkel und die Grundfarbe zu bläulich. Das habe ich
korrigieren können, indem ich die Gelbfahlen miteinander
verpaarte. Nach einigen weiteren Jahren waren sie auch
in diesem heiklen Punkt akzeptabel. Dann hatte ich aber
mit einem anderen Problem zu kämpfen: die Qualität der
Federn war stark vermindert. Ich habe dann Dreiviertel
meiner Gelbfahlen aussortiert und habe sehr stark auf
die Federqualität selektiert. Nach einigen weiteren
Jahren hatte ich auch dieses Problem gelöst.
Zwischenzeitlich waren 12 Jahren vergangen.
Ich versuchte damals,
eine andere Blutlinie aufzubauen: ich verpaarte einen
silbernen Täuber mit einer gelbfahlen Täubin. Zu meinem
großen Erstaunen bekam ich ein Jungtier, das weder
gelbfahl, noch silbern war. Es fiel ein schöner
rotfahler Täuber, der Stammvater all meiner Rotfahlen
wurde. Ich verpaarte ihn mit gelbfahlen Täubinnen und
bekam beide Farben in den Jungtieren, mit dem
zusätzlichen Vorteil, dass die Jungen durch die
Einbringung neuen Blutes kräftiger wurden.
Inzwischen hatte der
Europäische Verband für Geflügel- und Kaninchenzucht
seine Vorschriften dahingehend geändert, dass ein neuer
Farbenschlag innerhalb einer Rasse nur im Herkunftsland
der Rasse anerkannt werden kann. Woops!
Das hieß normalerweise:
dreimalige Vorstellung auf einer Schau in Dänemark!
Durch die Vermittlung von Hans Röcken konnte eine Lösung
gefunden werden, die für mich finanziell günstiger war.
Auf der Versammlung des dänischen Stieglitzkreises 2002
lud er die Mitglieder zu dem jährlichen Stieglitztag
nach Herscheid/Deutschland ein. Gleichzeitig wurde mit
dem DRF vereinbart, dass eine Standardauswahl
„Stieglitze“ die neuen Farbschläge auf der
angeschlossenen Schau, zwecks Anerkennung, bewerten
würde. Ich bin ihm dafür sehr dankbar, schade war nur,
dass niemand vom SV teilnahm. Auf der Dänischen
Nationalen im Januar 2004 wurden die beiden Farbschläge
zum zweiten mal zur Anerkennung vorgestellt. Bis
hierher die Geschichte der Rot- und Gelbfahlen.
Vor
ungefähr sieben Jahren, kaufte ich auf einer Ausstellung
eine schöne braunfahle Modena. Ermutigt vom Erfolg
meines vorigen Experimentes, habe ich dann versucht
einen weiteren neuen Farbenschlag der Stieglitze zu
erzüchten, die Braunfahlen. Ich folgte demselben Weg.
Die braunfahle Modena wurde mit einer blauen
Stieglitztäubin verpaart. Die F1-Generation brachte
blaue Täuber und braunfahle Täubinnen. Ich konnte aber
beide F1-Farben weiter verpaaren, weil braunfahl
rezessiv wirkt in Hinsicht auf Blau. Blaue F1-Täuber
gaben also braunfahle Täubinnen. So züchtete ich ein
paar Jahre weiter. Auch khakifarbige Jungen wurden
geboren; offensichtlich musste der Modenatäuber diese
Erbanlagen besessen haben. Es ging aber viel besser als
mit den Rot- und Gelbfahlen, sodass ich nach ungefähr 5
Jahren schon akzeptable braunfahle Stieglitze hatte.
Dass sie von ganz verschiedenen Typen stammten, war gar
nicht mehr zu erkennen. Die Fahnen- und Perlenzeichnung
kontrastiert besser als bei den Rot- und Gelbfahlen und
wird auf längere Sicht genau so gut sein wie bei den
Blauen. Es sind auch sehr zutrauliche Tiere; das ist
eine Eigenschaft die sie von ihren Modena-Vorfahren
geerbt haben.
Im Herbst des Jahres 2002
konnte ich diesen Farbschlag erstmals in Herscheid
präsentieren.
Auf der Dänischen
Nationalen im Januar 2004 wurde der Farbschlag
„Braunfahl“ dann zum ersten Mal zur Anerkennung
vorgestellt.
Jetzt habe ich wieder
damit angefangen, eine neue Farbe zu kreieren. Diesmal
werde ich, mit Hilfe einer digitalen Kamera, jeden
Schritt der Kreation mit einem Foto illustrieren können.
Damit werde ich auch zeigen können, dass man mit einer
Rasse, die auf dem ersten Blick ungeeignet scheint,
durch Kenntnisse der Genetik (und mit genug Geduld) eine
neue Farbe innerhalb einer Rasse herauszüchten kann.
Andre' Vandenabeele
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